Friday, December 18, 2015

Perfektes Timing

Nach dem Abi fuehlte ich mich von Gott nach Uzbekistan berufen. Den ganzen Sommer arbeitete ich als Kindermaedchen, um das Flugticket bezahlen zu koennen. Die naechste Huerde war das Geld aufzutreiben, das ich zum Leben in Uzbekistan brauchen wuerde. Ich hatte nie von einem Unterstuetzerkreis gehoert. Der Tag vor dem Abflug war ein Sonntag. Noch immer hatte ich keinen Pfennig in der Tasche. Auf dem Weg zur Gemeinde, schuettete ich dem Herrn mein Herz aus: "Bis hierher hast du mich gefuehrt, bitte zeig mir, wo ich DM 900 herbekommen kann." Nach dem Gottesdienst stellte ich mich an den Ausgang, um mich von meiner lieben Gemeindefamilie zu verabschieden. Als sie an mir vorbeiliefen, gab mir jeder eine Umarmung. Zusaetzlich drueckten mir noch Viele Geld in die Hand. Sie wollten ihre Unterstuetzung auf jede moegliche Art und Weise zeigen. Erst als ich wieder allein in meiner Wohnung sass, zaehlte ich alles, was ich erhalten hatte. Es waren genau DM 900! Gott zeigte seine Versorgung in der letzten Sekunde. Ich verstand, dass Gott mich hatte warten lassen, damit ich lerne ihm zu vertrauen. Daraus schloss ich, dass Gott immer erst bis zum letzten Moment wartet, um Gebete zu erhoeren.

Sechs Jahre spaeter musste ich diese Theorie revidieren. Ich lebte in Schottland und war kurz davor nach Deutschland zu fliegen. Dieses Mal fehlte mir nicht das Geld, sondern mein Pass, der von der britischen Auslandsbehoerde in London aufgehalten wurde. Ich vertraute so sehr auf den "Gott der letzten Sekunde", dass ich total geschockt war, als mein Pass erst vier Wochen nach dem geplanten Abflugstermin geliefert wurde. "Was hat das auf sich?" fragte ich Gott verwirrt. "Warum hast du mich nicht in der letzten Sekunde versorgt?" Jetzt musste ich ein ganz neues Flugticket kaufen. Einen ganzen Monat spaet, nach meinem Zeitplan, kam ich endlich in Berlin an. Gott hatte diesen Tag aber schon die ganze Zeit im Sinn. Meine Oma starb wenige Stunden nach meiner Ankunft und Gott wusste, dass meine Mutter zu dieser Zeit meine Naehe brauchen wuerde. Daraus lernte ich, dass Gott nicht der "Gott der letzen Minute" ist, sondern dass er seinen eigenen Zeitplan hat. Sogar zu Weihnachten feiern wir Gottes Zeitplan, denn "als die Zeit erfuellt war, sandte Gott seinen Sohn." (Gal 4:4)

Heute habe ich eine neue Gelegenheit, Gottes Zeitplan zu vertrauen. Gestern hat meine Ehemann seine Arbeit verloren. Der Druck, der auf ihm lastet ist dadurch erhoeht, dass wir sechs junge Kinder haben. Durch die Geschehnisse der Vergangenheit, habe ich gelernt nicht bestimmte Erwartungen zu haben, sondern einfach dem Herrn zu vertrauen, der unser Versorger ist.

Sechs Stunden nachdem ich diese Zeilen geschieben hatte, rief mich eine Dame an, die ich vier Wochen zuvor einmal getroffen hatte. Sie wusste nichts von unserer finanziellen Situation, fuehlte sich aber von Gott gedraengt, mich zu kontaktieren. Schuechtern fragte sie, ob sie damit helfen duerfe, unseren Kindern Weihnachtsgeschenke zu kaufen und unsere Stromrechnung zu bezahlen. Gott, unserem Vater, ist unsere Situation nicht egal. Er ist hautnah dabei und versorgt seine Kinder.

Gottes Timing ist perfekt!

Friday, December 11, 2015

Das Warten lohnt sich!

"Bene, bene! Sprich mit mir!" Dies war der stadtbekannte Spruch des Aegyptischen Ladenbesitzers meiner Lieblingspizzaria in Aberdeen, Schottland. Ahmed sagte diesen Spruch so gerne, dass er ihn auf jede Speisekarte abdrucken liess. Leider war er jedoch auch dafuer bekannt, dass er sich nie die Zeit nahm, seinen Kunden zuzuhoeren. Er sagte seinen Satz mit grosszuegiger, fast thetralisch uebertriebener Miene, und lief dann sofort weiter, zufrieden mit sich selbst seinen Teil getan zu haben, ohne jemals auf eine Antwort zu warten.

Ich muss gestehen, dass ich oft sehr aehnlich mit Gott umgehe. Ich bitte ihn darum zu mir zu sprechen und beschaeftige mich danach sofort mit anderen Dingen, in der Annahme, dass er mir an diesem Tag nichts spezifisches zu sagen hatte.

Lasst uns einen Moment lang darueber nachdenken: In diesem Monat feiern wir  dass das Wort Fleisch wurde (Joh 1:14). Wenn also Jesus "das Wort" genannt wird, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gross dass er mit uns sprechen moechte? Es ist tatsaechlich so, dass Gott uns durch die Bibel zeigt, dass seine Sehnsucht von uns gehoert zu werden groesser is, als unser Begehren ihn zu hoeren. Er bittet darum, dass Menschen in seinem Rat stehen, um sein Wort zu hoeren (Jer 23:18). Denn er teilt seine Plaene immer mit, bevor er sie in die Tat umsetzt (Amos 3:7). Jedoch erkennt er dass die Ohren, die er erschaffen hat,  nicht dazu gebraucht warden ihm zuzuhoeren (Hez. 12:2).

Dabei ist die Hauptmotivation Gottes nicht die reine Mitteilung von Informationen, sondern eine tiefere Intimitaet mit seinen Kindern. Schliesslich spricht er zu Christen, wenn er sagt: "Siehe, ich stehe vor der Tuer und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hoeren wird und die Tuer auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir." (Offenb. 3:20)

Gott, der Schoepfer des gesamten Universums sucht uns auf, um uns seine Geheimnisse zu verraten (Ps. 24:14). Er will, dass wir nach seiner Stimme horchen, um mit ihm Gemeinschaft zu haben. Was fuer ein Geschenk! Im Wissen, dass Gott gerne mit uns redan moechte, lasst uns es dem Aegyptischen Ober gleichtun und bitten: "Sprich mit mir!" Aber anstatt uns sofort anderen Dingen zu witmen, lasst uns Habakkuk zum Beispiel nehmen: "Hier stehe ich auf meiner Warte und stelle mich auf meinen Turm und schaue und sehe zu, was er mir sagen wird." (Hab. 2:1)

Das Warten lohnt sich!

Friday, December 4, 2015

Gott durchbrach die Dunkelheit zu Weihnachten

Es war Weihnachten 1992. Ein siebzehnjaehriges Maedchen sass in einer Spandauer Einzimmerwohnung. Bewegungslos starrte sie auf ihr blosses Handgelaenk, mit dem Verlangen alles zu beenden. Die Klarheit ihrer Gedanken war durch den emotionalen Schmerz benebelt. Sie war sich sicher, dass ihre Lage hoffnungslos war und es nie eine Verbesserung geben konnte.

Nur 2 1/2 Jahre zuvor war ihr Leben transformiert worden, als sie sich Jesus anvertraute. Die Freude einer freigesetzte Seele war sofort duch die Reaktion ihres Stiefvaters gedaempft, der seinen Hass auf Gott verspruehte. Wenn Freunde zum Bibelkreis kamen, liess er eine scheinbar endlose Lavine von Schimpfwoertern aus dem Nebenzimmer los. Einmal versuchte das Maedchen vor dem Essen mit der Familie zu beten, jedoch schie ihr Stiefvater laut genug, um sie vollstaendig zu uebertoenen. Endlich entschied sie sich von dem verbalen Missbrauch loszusagen und nach Australien zu fliegen.

Hier hoffte sie auf einen Neuanfang mit ihrem Vater und seiner neuen Ehefrau. Dieser Traum war von kurzer dauer, denn nur nach wenigen Tagen verkuendete ihre Stiefmutter: "Ich wuenschte du warest tot!" Zehn Tage nach ihrer Ankunft fand sich sich im Beifahrersitz von dem Minibuss ihres Vaters. "Wo soll ich dich hinfahren?" forderte er. Nachdem er sie am naechten Dorf absetzte, blieb er die naechsten 15 Jahre aus dem Bilde.

Als sie bei der Kirche Hilfe suchte, fand sie Unterschlupf bei der Familie eines Aeltesten. In ihm erfuhr sie einen wahren Vater. Leider misinterpretierte ihre Gastmutter diese Beziehung. In ihrer Eifersucht sagte sie: "Ich wuenschte du waerest niemals geboren worden!", und bestand darauf, dass ihr Mann dieses Maedchen fortschickt.

Zerbrochenen Herzens und voll von Gefuehlen des Versagens kehrte sie nach Berlin zurueck, in der Hoffnung wieder von ihrem Stiefvater aufgenommen zu werden. Nachdem er ihr ein One-Way-Ticket nach Australien anbot, mit dem Verlangen sie nie wieder zu sehen, stellte ihr ein Bekannter, fuer die Dauer seiner dreimonatigen Geschaeftsreise, seine Wohnung zur Verfuegung.

Dort sass sie also, traurig und verlassen. In der Stille schnitten die Worte, die ueber sie ausgesprochen worden waren, so sehr in ihr Wesen, dass ein echter Schnitt, um alle Schmerzen zu beenden, wie ein sanftes Versprechen schien. "Keiner will dass ich lebe.", war das demonische Mantra das in ihrem Kopf kreiste, als ploetzlich eine ganz anders Stimme die Dunkelheit durchbrach. "Selbst wenn kein anderer will das du lebst, ich moechte es. Ich habe dich gemacht, meine Plaene fuer dich sind gut und ich werde dich niemals vergessen."

Gott, der 2000 Jahre zuvor die Dunkelheit durchbrach, indem er seinen Sohn schickte, kam auch in die Dunkelheit meines Lebens an diesem Weihnachtstag. Ja, wenn du es nicht vorher erraten hast, dies ist meine Geschichte. Genauso wie nach meiner Bekehrung, wurde deshalb mein Leben nicht sofort leichter. Als die Wohnung nach zwei Wochen wieder zu Mieter zurueckging, meldete ich mich selbst im Jugendheim an, um weiterhin zur Schule gehen zu koennen. Dennoch veraenderte Gottes Wahrheit von dem Moment an alles. Egal was vor mir lag, ich wusste: "Er liebt mich. Er will mich. Ich moechte nur fuer ihn leben."

Jesaja 60:2 "Siehe Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Voelker. Doch ueber dir strahlt auf der Herr, und sein Herrlichkeit erscheint ueber dir."


Weihnachten allein zu verbringen ist eine schwere Sache. Denk daueber nach, ob es Menschen in deinem Bekanntenkreis gibt, die sich ueber eine Einladung zu Weihnachten freuen wuerden.

Tuesday, November 24, 2015

Dankbarkeit

In dieser Woche wird in den Vereinigten Staaten das Erntedankfest gefeiert. Diese Tradition stammt aus der Besiedlungsperiode Amerikas, wo Indianer und Europaeer gemeinsam die reichhaltige Versorgung und Fuehrung Gottes feierten. Heutzutage kommen Familien zusammen um gemeinsam ein ueppiges Festmahl einzunehmen. Viele Menschen gebrauchen dies als Gelegenheit der biblischen Anordnung Folge zu leisten, indem sie sich an den Segen des vergangenen Jahres zuruekerinnern. Sie danken Gott fuer Versorgung, Gesundheit und schoene Erlebnisse.

Wie soll man aber reagieren, wenn das vergangene Jahr von Krankheit, finanzieller Krise oder vielleicht sogar Tod gepraegt sein sollte? Wie kann man dennoch dankbar sein? Fuer mich gibt es kein groesseres Beispiel der Dankbarkeit im Leid, als das, was Jesus waehrend des Passafestes mit seinen Juengern vorlebt. Wie auch beim  Erntedank, versammelt sich hier ein intimer Kreis um ein Festmahl. Jesus, im Wissen, dass sein Verrat schon verabredet ist, nimmt das Brot, dankt Gott und bricht es. Dies ist viel mehr als ein normales Dankgebet, das vor einer Mahlzeit gesprochen wird. Durch dieses Gebet dankt Jesus seinem himmlichen Vater fuer seinen eigenen Koerper, der durch das Brot symbolisiert wird, und bestaetigt Gottes Recht ueber seinen Koerper zu bestimmen. Er drueckt seine Dankbarkeit aus, Teil von Gottes erstaunlichen Plan zu sein und gibt willig seinen eigenen Koerper um fuer alle Menschen gebrochen zu werden, damit viele errettet werden.

Jesus dankt also seinen Vater fuer Schmerzen, Leid und Trauer, im Glauben, dass Gott gut, treu und vertrauenswert ist. Ich fuehle mich von Jesus herausgefordert seinem Beispiel zu folgen, indem ich Gott dafuer danke, dass er mir schmerzhafte Erfahrungen anvertraut und ich sie als Teil seines Plans anerkenne. Ich moechte Lernen meine Dornen zu schaetzen, im Wissen, dass sie zum Weg gehoeren, der mich naeher zu ihm hinfuehrt. Alles was mein Bewusstsein staerkt, Gott zu brauchen, ist ein Segen.

Dankbarkeit passiert nicht von alleine. Wir muessen die konkrete Entscheidung treffen, "in allen Dingen dankbar zu sein" (1 Thess. 5:18) und den Heiligen Geist darum bitten uns daran zu erinnern und die Kraft zu geben, "Gott allezeit fuer alles zu danken" (Eph 5:20). Es ist nicht einfach, die Angewohnheit zu brechen, selbstzentriert zu sein, unsere Unstaende zu beklagen und auf unser Recht zu pochen, aber es ist es Wert! Wir sind dadurch nicht nur Gott gehorsam, sondern ernten durch unsere dankbare Haltung auch Zufriedenheit, Freude, Freiheit und Ausdauer.

Was wirst du auffuehren, wenn duch dich hinsetzt um aufzulisten wie Gott dich im vergangenen Jahr gesegnet hat?

Mehr zu diesem Thema findest du in dem Buch Choosing Gratitude von Nancy Leigh De Moss.

Thursday, November 12, 2015

Einstellungssache

"Kommt her zu mir, die ihr muehselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, den ich bin sanftmuetig und von Herzen demuetig; so werdet ihr Ruhe finden fuer eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht." (Matth. 11:28-30)

Wenn es eine Liste von den beliebtesten Bibelstellen gaebe, so ware diese Stelle bestimmt ganz oben. Diese Popularitaet ist leicht zu erklaeren. Wir haben kein Problem damit, uns als denjenigen zu sehen, der muehselig und beladen ist. Oft fuehlen wir uns erschoepft und ueberwaeltigt von den ueblichen Lebesnanforderungen und nehmen gerne Jesus Angebot der Ruhe fuer uns in Anspruch. Zwar stimmt es, dass Gott uns in seiner Gegenwart staerkt, jedoch denke ich, dass Jesus hier auf etwas ganz anderes hindeutet.

Jesus bietet Sanftheit statt Muehseligkeit und eine leichte Last anstatt einer schweren Ladung, dennoch gibt es einen weiteren, unausgesprochenen Kontrast. Indem er uns einlaedt Sanftmut und Demut zu lernen, impliziert er offensichtlich, dass unsere Einstellung Anderen und uns selbst gegenueber, die Ursache unserer Last ist. Wenn man den Kontext dieser Bibelstelle betrachtet, sieht man, dass es um den staendigen Angriff der Pharisaeer gegen Jesus und seine Juenger geht. Die Pharisaeer waren der Meinung, dass Jesus gegen Gottes Gebote verstiess, weil er sich nicht nach den strengen Benimmregeln der Gesetzeslehrer richtete. Der Phariseer ist ein perfektes Beispiel fuer jemanden, der andauernd die Taten Anderer richtet, waehrend er sich selbt in seiner Arroganz fuer besser haelt. Jesus weiss, dass sich das ganze Leben des Pharisaeers fuer ihn wie eine schwere Last anfuehlt. Ein solcher Mensch versucht pausenlos den Standart zu erfuellen, den er fuer sich selbst gesetzt hat und denkt alle anderen sollten es ihm gleichtun. In diesen Bibelversen bringt Jesus sein Mitgefuehl fuer die pharisaeischen Menschen wie mich zum Ausdruck. Er will mich von dem schweren Joch befreien, um mich zu befaehigen seine Ruhe zu erleben.

Jesus lehnt uns nicht ab, wenn wir versucht sind, die Worte oder Taten eines Anderen zu richten. Stattdessen laedt er uns ein, in seine Gegenwart zu kommen, um zu lernen diese Angewohnheit mit Sanftmut zu ersetzen. Er trauert ueber die Last, die wir uns selbst aufbuerden, indem wir uns unter Druck setzen tadellos sein zu muessen. Er sehnt sich danach, dass wir demuetig erkennen, dass wir danach streben das zu erreichen, wozu nur Jesus faehig ist. Unser Wert kommt weder davon, dass wir andere richten, noch davon, dass wir versuchen selbst besser darzustehen. Unser Wert, in Goottes Augen, kommt durch seine Liebe, Annahme, Gerechtsprechung und dadurch dass er uns zu neuen Geschoepfen gemacht hat. Unser neues Joch besteht darin in Demut zu begreifen, was Gott fuer uns getan hat.

Lass diesen Bibelvers aus einem neuen Grund zu einem Lieblingsvers werden. Jedesmal. wenn wir uns durch unsere Erwartungen an Andere oder uns selbst belastet fuehlen, lasst uns zu Jesus rennen um Sanftmut zu lernen und demuetig anzuerkennen dass sein Werk in unserem Leben ausreicht.   

Thursday, November 5, 2015

Die Tiefe Gottes

"Denn ich bin gewiss, dass weder Hohes noch Tiefes... uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." (Roem. 8:38+39)

Weisst du warum? Beides ist Teil von Gottes Liebe. In Eph. 3:18 betet Paulus, dass wir "begreifen, welches die Breite, Laenge, und die Hoehe und die Tiefe ist."

Alle von uns sehnen uns danach die Hoehe Gottes zu erleben. Darunter verstehe ich das Geniessen seiner Gegenwart, und die Freude, die schoene Erfahrungen mit sich bringen. Es ist jedoch unangenehm, fast beaengstigend an einen Gott zu denken, der bereit ist schwere Zeiten in unserem Leben zuzulassen. Es scheint undenkbar, dass Gott die Schutzmauer von uns entfernen wuerde, sodas das Boese die Oberhand zu gewinnen scheint. Dies sprengt den Rahmen des liebevollen Gottes, was in unser Vorstellungsbild past. Ploetzlich stimmen wir den Bewohneren von Narnien zu: "Er ist nicht zahm!" Natuerlich bringt Gott niemanden in Versuchung. Dennoch erlaubt er in seiner Souveraenitaet dem Boesen manchmal Raum.

Ich habe etwas von dieser Tiefe erlebt,
- als ich mich selbst als Jugendlicher in ein Heim anmeldete.
- waehred meiner vier Jahre anhaltenden Depression.
- bei dem Tod unserer erstgeborenen Tochter, Ani, und der resultierenden Ehekrise.

Genauso wie Hiob haemmern wir dann unsere Faeuste gegen die Brust des Allmaechtigen und klagen "Warum?", mit dem Wissen dass wir keine Antwort zu erwarten haben. Der Schluessel im Umgang mit diesen Situationen, liegt in dem vorhergehenden Vers von Eph. 3:18, naemlich dass "ihr in der Liebe eingewurzelt und gegeruendet seid." Wenn wir verstehen, dass Gott auf unserer Seite ist und uns liebt, brauchen wir nicht mehr vor Angst zuruekzuschrecken, wenn wir schwere Zeiten erleben. Zu wissen, dass Gott sogar Leiden im Leben seines einzigen Sohnes zuliess, vehilft uns nicht Antworten zu finden, aber befaehigt uns zu vertrauen dass Gott gut ist uns dass seine Gedanken hoeher als unsere sind. Jesus ist tiefer hinabgestiegen als wir es jemals muessen. Er ist naemlich fuer uns in die Tiefe der Hoelle gegeangen. Dies gibt uns den Mut zu vertrauen, dass er, in seinem Erbarmen, nur den Schmerz in unserem Leben zulaesst, der fuer unsere Heilung notwendig ist.

Wenn Gott uns in diese Tiefen fuehrt, nimmt er jegliches Vertrauen auf unsere eigene Kraft weg, oder unsere Hoffnung auf die Unterstuetzung von Anderen, sodas wir endlich mit unserem zerbrochenen Herzen zu ihm kommen, um durch ihn Staerkung zu erfahren. Durch harte Zeiten vertieft sich unsere Beziehung zu Gott und gibt uns ein groesseres Verlangen nach ihm.

Die Tiefe kann uns nicht von Gottes Liebe trennen; Gott begegnet und umgibt uns sogar dort. Lasst uns deshalb mit Paulus beten, dass wir "in der Liebe eingewurzelt und gegeruendet sind, so dass wir mit allen Heiligen begreifen koennen, welches die Breite, die Laenge, die Hoehe und die Tiefe ist." (Eph. 3:17+18)

Friday, October 30, 2015

Verlasse dich auf Gott!

"Kerstin, mann wuerde dich niemals fuer eine Blinde halten!" Christopher, der diese Aussage machte, war selbst von Geburt an blind. Alles um ihn herum schien wie Dunkelheit. Dennoch versuchte er sein Bestes, wie jeder andere zu leben. Er besuchte ein normales Gymnasium, ging mit uns im Schlachtensee schwimmen und war der Trommler in einer Jazzband. Es war erstaunlich, wie gut er zurechtkam. Dennoch waren seine Schritte unsicher, da er nicht wusste, was vor ihm lag. An dem Tag wo ich sein Blindenstock auslieh und ohne zu zoegern mit geschlossenen Augen den Gehweg entlangschritt, erkannte er an der Schnelligkeit meiner Schritte, dass ich genau wusste, wo ich entlangging. Nur wenige Sekunden zuvor hatte ich den Pfad mir angesehen.

Als Christen fuehlen wir uns manchmal als ob wir in Dunkelheit wandeln. Gott scheint ganz fern und wir verstehen nicht, wohin er uns in diesem Moment fuehrt. Hiermit meine ich nicht einen Bruch in der Beziehung zu Gott wegen eines suendhaften Verhaltens, sondern das Gefuehl Gott fern zu sein, ohne erklaerlichen Grund. Oftmals kommt dieser Gedanke nach einer traumatischen Erfahrung oder einer koerperlichen Ueberanstrengung. Gott will diese Zeit benutzen, um uns in unseren Glauben zu reifen. Wir sind vor der Wahl gestellt, unsicher in der Dunkelheit herumzutappen, mit der Luege im Kopf das es keine Hoffnung gibt und wir Gott egal sind, oder wir koennen uns auf Gott verlassen, indem wir an seinen Versprechen festhalten. Hier sind einige Verse, die uns an die Wahrheit erinnern:
Der Herr ist gut. (Nah. 1:7)
Er veraendert sich nicht. (Mal. 3:6)
Er hat versprochen uns nie zu verlassen. (Heb. 13:6)
Er wird und zu jeder Zeit leiten. (Jes. 58:11a)
Seine Plaene fuer uns sind gut. (Jer. 29:11)
Seine Plaene koennen nicht umgeworfen werden. (Hiob 42:2)

Dies ist, wo unsere Gangart anders sein kann, weil wir trotz Dunkelheit ein klares Bild von unserem Weg haben. Lasst uns so leben, dass wir niemals fuer einen Blinden gehalten werden.

"Wer ist unter euch, der im Finstern wandelt und dem kein Licht scheint? Der hoffe auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott." (Jes. 50:10b)

Friday, October 23, 2015

Jetzt ist deine Chance!

Heute Morgen auf der Fahrt in die Stadt, sass meine achtjaehrige Tochter, Toria, neben mir und malte. Unser Schweigen wurde nur ab und zu durch ihre Fragen ueber den Himmel unterbrochen, das Thema ihres Kunstwerkes. "Mama, gibt es Burgen im Himmel?" "Wie ist es mit Hunden?" "Werden wir Dinge teilen im Himmel?" Diese letzte Frage ueberraschte mich. Natuerlich koennen wir dort ein Laecheln teilen, Lieder, und auch Geschichten von dem, was wir mit Gott erlebt haben. Die Art von aufopfernder Liebe, die gezeichnet is von Hingabe zu dem Mass, dass man selbst etwas entbehrt, ist jedoch unmoeglich an einem Ort, wo man keine Not kennt. Nur hier auf Erden koennen wir Schlaf aufgeben, um uns um ein krankes Kind zu kuemmern, koennen wir uns beim Essen zuruekhalten, dass andere genug bekommen, koennen wir Kaelte spueren, waehrend wir jemandem unsere warme Jacke umlegen.

Jesus hat uns diese Art von Liebe gezeigt, als er die Herrlichkeit des Himmels verliess, um ein Leben der Armut und des Leidens zu leben. Er zeigte uns dies umso mehr, als er sein eigenes Leben fuer uns hingab, um uns zu erretten. Wir koennten nicht einmal einen Bruchteil dieser Liebe verstehen, wenn wir in einer perfekten Welt geboren waeren. Nur hier haben wir das Privileg in seine Fussstapfen zu treten, indem wir selbst aufopfernde Liebe zeigen zur Ehre Gottes. In dem Buch "Extreme Devotion" von HMK (Hilfeaktion Maeruererkirche) wird ein rumaenischer Gefangener erwaehnt, der an Stelle seiner Zellengenossen Schlaege annahm. Er war froh, deren Platz einnehmen zu koennen, im Wissen, dass Jesus auch seine Strafe auf sich genommen hatte. Durch das Opfer dieses Christen verstanden viele das Evangelium, und Gott wurde die Ehre gegeben.

Natuerlich sind unsere taeglichen Opfer nicht dieser grossartigen Natur. Dennoch ehren sie Gott. Wenn also deine Tochter um zwei Uhr morgens weint, dein Sohn Hilfe mit seinem Schulprojekt braucht oder du das letzte Stueck Pizza jemand anderem ueberlaesst, danke Gott fuer seine willige Opfertat und fuer deine Gelegenheit, ihn auf diese praktische Art und Weise anzubeten. Jetzt ist deine Chance! Dies wird dir nicht im Himmel moeglich sein.


Roemer 12:1 "Stellt euer ganzes Leben Gott zur Verfuegung! Bringt ihm euch selbst als lebendiges Opfer dar, an dem er Freude hat!" (Gute Nachricht)

Saturday, October 17, 2015

Seine Gnade Genuegt

"Ich hasse es!" sagte ich emphatisch und warf mein Neues Testament meinem Verlobten zu Fuessen. Innerlich schokierte mich mein eigenes graessliches Benehmen. Zu der Zeit verstand weder ich selbst, noch mein verdutzter Verlobte was diese Reaktion verursacht hatte. Christliche Religioesitaet war offentsichtlich nicht der richtige Weg. In Wahrheit glaubte ich naemlich, dass mein Wert davon abhing, alle Gebote Gottes halten zu koennen. Meistens dachte ich sogar darin erfolgreich zu sein. Stolz macht einen blind. An diesem Tag war es anders. Gott zeigte mir Erbarmen, indem er mir die Schuppen von den Augen nahm. Wie ein Spiegel, zeigte die Bibel mir jeden Fleck und jede Falte und machte mich meiner eigenen Haesslichkeit bewusst. Waehrend der folgenden Wochen und Monate wurde ich zunehmend depressive, bis die Erkenntnis meiner eigenen Suendhaftigkeit mich total ueberwaeltigte und mich absolut kraftlos lies. Ich ahnte nicht, dass dies genau der PLatz war, wo Gott mich habe wollte. Nachdem ich merkte, dass ich Gott nichts zu bieten hatte, war ich ueberrascht, dass Gott das schon von vornherein wusste, und mich dennoch liebte. Ich war erstaunt ueber einen Gott, der alles aus dem Nichts geschaffen hatte, und auch meine leeren, schmutzingen Haende mit Vergebung und der Gerechtigkeit Christi fuellen wollte. Nun began ich entlich Gnade zu verstehen. Gott nahm meine Asche und verwandelte sie in Schoenheit.
Fuenf Jahre nach unserer Hochzeit, erwarb mein Ehemann den Doktortitel in NT und began an einer theologischen Hochschule zu unterrichten. Er ist sehr froh, dass ich das Bibelwerfen hinter mich gelassen habe. Taeglich komme ich zum Herrn mit leeren Haenden. Seine Gnade genuegt!

2. Kor. 12:9 "Du brauchst nicht mehr als meine Gnade. Je schwaecher du bist, desto staerker erweist sich an dir meine Macht."

Saturday, October 10, 2015

Zu seiner eigenen Ehre

Kinder koennen wirklich viele Fragen stellen. Meine sind jedenfalls darin Weltmeister. Manchmal wuerd mein Gehirn vom Antworten formulieren richtig erschoepft. Wenn aeltere Kinder zu Besuch sind, dann geniesse ich eine Pause. Sie uebernehmen meine Rolle und ich bin fasziniert von ihren einfachen aber praezisen Antworten. Vor einiger Zeit wollte mein aeltester Sohn, Daniel, wissen warum kleine Motorboote manchmal Tueren haben. Waerend ich noch dabei war, eine Erklaerung zu formulieren, platzte unser Besucher los: "Damit man sie auf- und zumachen kann." Zu meinem Erstaunen war Daniel mit dieser Antwort absolut zufrieden.
Heute morgen, um 6:30, war mein fuenfjaehriger Sohn, David, schon in tiefen Gedanken versunken. Waehrend er spielerisch ein Plastiksaurier an seiner Kakaotasse entlangschob, kam er mit einer komplizierten Frage an: "Mama, warum hat Gott Dinosaurier erschaffen, die so gross und gefaehrlich waren?" Vegeblich versuchte ich Gottes Kreativitaet, Macht, Souveraenitaet und Weisheit in seinen kindlichen Wortschatz zu passen, bis mit bewusst wurde, dass David die Antwort selbst schon wusste. Ich erinnerte ihn an eine Frage aus dem kleinen Katechismus, die wir am Vorabend geuebt hatten: "Warum hat Gott dich und alle Dinge gemacht?" David strahlte sofort auf und rief: "Zu seiner eigenen Ehre!"
Oftmals sind die einfachen Antworten wirklich die besten! Davids Antwort half nicht nur ihm seine Welt einzuordnen, sie hat auch eine grosse Auswirkung auf meinen Tag. Alles was ich sehe hat Gott zu seiner Ehre geschaffen. Das ist auch genau der Grund warum er jeden einzelnen von uns gemacht hat. Ich bin Gott so dankbar, der unserem Leben Sinn und Ziel gibt.

"Lebt so, dass ihr Gott Ehre macht. Er hat euch doch dazu berufen, in der neuen Welt seine Herrlichkeit mit ihm zu teilen." 1.Thess. 2:12