Friday, December 18, 2015

Perfektes Timing

Nach dem Abi fuehlte ich mich von Gott nach Uzbekistan berufen. Den ganzen Sommer arbeitete ich als Kindermaedchen, um das Flugticket bezahlen zu koennen. Die naechste Huerde war das Geld aufzutreiben, das ich zum Leben in Uzbekistan brauchen wuerde. Ich hatte nie von einem Unterstuetzerkreis gehoert. Der Tag vor dem Abflug war ein Sonntag. Noch immer hatte ich keinen Pfennig in der Tasche. Auf dem Weg zur Gemeinde, schuettete ich dem Herrn mein Herz aus: "Bis hierher hast du mich gefuehrt, bitte zeig mir, wo ich DM 900 herbekommen kann." Nach dem Gottesdienst stellte ich mich an den Ausgang, um mich von meiner lieben Gemeindefamilie zu verabschieden. Als sie an mir vorbeiliefen, gab mir jeder eine Umarmung. Zusaetzlich drueckten mir noch Viele Geld in die Hand. Sie wollten ihre Unterstuetzung auf jede moegliche Art und Weise zeigen. Erst als ich wieder allein in meiner Wohnung sass, zaehlte ich alles, was ich erhalten hatte. Es waren genau DM 900! Gott zeigte seine Versorgung in der letzten Sekunde. Ich verstand, dass Gott mich hatte warten lassen, damit ich lerne ihm zu vertrauen. Daraus schloss ich, dass Gott immer erst bis zum letzten Moment wartet, um Gebete zu erhoeren.

Sechs Jahre spaeter musste ich diese Theorie revidieren. Ich lebte in Schottland und war kurz davor nach Deutschland zu fliegen. Dieses Mal fehlte mir nicht das Geld, sondern mein Pass, der von der britischen Auslandsbehoerde in London aufgehalten wurde. Ich vertraute so sehr auf den "Gott der letzten Sekunde", dass ich total geschockt war, als mein Pass erst vier Wochen nach dem geplanten Abflugstermin geliefert wurde. "Was hat das auf sich?" fragte ich Gott verwirrt. "Warum hast du mich nicht in der letzten Sekunde versorgt?" Jetzt musste ich ein ganz neues Flugticket kaufen. Einen ganzen Monat spaet, nach meinem Zeitplan, kam ich endlich in Berlin an. Gott hatte diesen Tag aber schon die ganze Zeit im Sinn. Meine Oma starb wenige Stunden nach meiner Ankunft und Gott wusste, dass meine Mutter zu dieser Zeit meine Naehe brauchen wuerde. Daraus lernte ich, dass Gott nicht der "Gott der letzen Minute" ist, sondern dass er seinen eigenen Zeitplan hat. Sogar zu Weihnachten feiern wir Gottes Zeitplan, denn "als die Zeit erfuellt war, sandte Gott seinen Sohn." (Gal 4:4)

Heute habe ich eine neue Gelegenheit, Gottes Zeitplan zu vertrauen. Gestern hat meine Ehemann seine Arbeit verloren. Der Druck, der auf ihm lastet ist dadurch erhoeht, dass wir sechs junge Kinder haben. Durch die Geschehnisse der Vergangenheit, habe ich gelernt nicht bestimmte Erwartungen zu haben, sondern einfach dem Herrn zu vertrauen, der unser Versorger ist.

Sechs Stunden nachdem ich diese Zeilen geschieben hatte, rief mich eine Dame an, die ich vier Wochen zuvor einmal getroffen hatte. Sie wusste nichts von unserer finanziellen Situation, fuehlte sich aber von Gott gedraengt, mich zu kontaktieren. Schuechtern fragte sie, ob sie damit helfen duerfe, unseren Kindern Weihnachtsgeschenke zu kaufen und unsere Stromrechnung zu bezahlen. Gott, unserem Vater, ist unsere Situation nicht egal. Er ist hautnah dabei und versorgt seine Kinder.

Gottes Timing ist perfekt!

Friday, December 11, 2015

Das Warten lohnt sich!

"Bene, bene! Sprich mit mir!" Dies war der stadtbekannte Spruch des Aegyptischen Ladenbesitzers meiner Lieblingspizzaria in Aberdeen, Schottland. Ahmed sagte diesen Spruch so gerne, dass er ihn auf jede Speisekarte abdrucken liess. Leider war er jedoch auch dafuer bekannt, dass er sich nie die Zeit nahm, seinen Kunden zuzuhoeren. Er sagte seinen Satz mit grosszuegiger, fast thetralisch uebertriebener Miene, und lief dann sofort weiter, zufrieden mit sich selbst seinen Teil getan zu haben, ohne jemals auf eine Antwort zu warten.

Ich muss gestehen, dass ich oft sehr aehnlich mit Gott umgehe. Ich bitte ihn darum zu mir zu sprechen und beschaeftige mich danach sofort mit anderen Dingen, in der Annahme, dass er mir an diesem Tag nichts spezifisches zu sagen hatte.

Lasst uns einen Moment lang darueber nachdenken: In diesem Monat feiern wir  dass das Wort Fleisch wurde (Joh 1:14). Wenn also Jesus "das Wort" genannt wird, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gross dass er mit uns sprechen moechte? Es ist tatsaechlich so, dass Gott uns durch die Bibel zeigt, dass seine Sehnsucht von uns gehoert zu werden groesser is, als unser Begehren ihn zu hoeren. Er bittet darum, dass Menschen in seinem Rat stehen, um sein Wort zu hoeren (Jer 23:18). Denn er teilt seine Plaene immer mit, bevor er sie in die Tat umsetzt (Amos 3:7). Jedoch erkennt er dass die Ohren, die er erschaffen hat,  nicht dazu gebraucht warden ihm zuzuhoeren (Hez. 12:2).

Dabei ist die Hauptmotivation Gottes nicht die reine Mitteilung von Informationen, sondern eine tiefere Intimitaet mit seinen Kindern. Schliesslich spricht er zu Christen, wenn er sagt: "Siehe, ich stehe vor der Tuer und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hoeren wird und die Tuer auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir." (Offenb. 3:20)

Gott, der Schoepfer des gesamten Universums sucht uns auf, um uns seine Geheimnisse zu verraten (Ps. 24:14). Er will, dass wir nach seiner Stimme horchen, um mit ihm Gemeinschaft zu haben. Was fuer ein Geschenk! Im Wissen, dass Gott gerne mit uns redan moechte, lasst uns es dem Aegyptischen Ober gleichtun und bitten: "Sprich mit mir!" Aber anstatt uns sofort anderen Dingen zu witmen, lasst uns Habakkuk zum Beispiel nehmen: "Hier stehe ich auf meiner Warte und stelle mich auf meinen Turm und schaue und sehe zu, was er mir sagen wird." (Hab. 2:1)

Das Warten lohnt sich!

Friday, December 4, 2015

Gott durchbrach die Dunkelheit zu Weihnachten

Es war Weihnachten 1992. Ein siebzehnjaehriges Maedchen sass in einer Spandauer Einzimmerwohnung. Bewegungslos starrte sie auf ihr blosses Handgelaenk, mit dem Verlangen alles zu beenden. Die Klarheit ihrer Gedanken war durch den emotionalen Schmerz benebelt. Sie war sich sicher, dass ihre Lage hoffnungslos war und es nie eine Verbesserung geben konnte.

Nur 2 1/2 Jahre zuvor war ihr Leben transformiert worden, als sie sich Jesus anvertraute. Die Freude einer freigesetzte Seele war sofort duch die Reaktion ihres Stiefvaters gedaempft, der seinen Hass auf Gott verspruehte. Wenn Freunde zum Bibelkreis kamen, liess er eine scheinbar endlose Lavine von Schimpfwoertern aus dem Nebenzimmer los. Einmal versuchte das Maedchen vor dem Essen mit der Familie zu beten, jedoch schie ihr Stiefvater laut genug, um sie vollstaendig zu uebertoenen. Endlich entschied sie sich von dem verbalen Missbrauch loszusagen und nach Australien zu fliegen.

Hier hoffte sie auf einen Neuanfang mit ihrem Vater und seiner neuen Ehefrau. Dieser Traum war von kurzer dauer, denn nur nach wenigen Tagen verkuendete ihre Stiefmutter: "Ich wuenschte du warest tot!" Zehn Tage nach ihrer Ankunft fand sich sich im Beifahrersitz von dem Minibuss ihres Vaters. "Wo soll ich dich hinfahren?" forderte er. Nachdem er sie am naechten Dorf absetzte, blieb er die naechsten 15 Jahre aus dem Bilde.

Als sie bei der Kirche Hilfe suchte, fand sie Unterschlupf bei der Familie eines Aeltesten. In ihm erfuhr sie einen wahren Vater. Leider misinterpretierte ihre Gastmutter diese Beziehung. In ihrer Eifersucht sagte sie: "Ich wuenschte du waerest niemals geboren worden!", und bestand darauf, dass ihr Mann dieses Maedchen fortschickt.

Zerbrochenen Herzens und voll von Gefuehlen des Versagens kehrte sie nach Berlin zurueck, in der Hoffnung wieder von ihrem Stiefvater aufgenommen zu werden. Nachdem er ihr ein One-Way-Ticket nach Australien anbot, mit dem Verlangen sie nie wieder zu sehen, stellte ihr ein Bekannter, fuer die Dauer seiner dreimonatigen Geschaeftsreise, seine Wohnung zur Verfuegung.

Dort sass sie also, traurig und verlassen. In der Stille schnitten die Worte, die ueber sie ausgesprochen worden waren, so sehr in ihr Wesen, dass ein echter Schnitt, um alle Schmerzen zu beenden, wie ein sanftes Versprechen schien. "Keiner will dass ich lebe.", war das demonische Mantra das in ihrem Kopf kreiste, als ploetzlich eine ganz anders Stimme die Dunkelheit durchbrach. "Selbst wenn kein anderer will das du lebst, ich moechte es. Ich habe dich gemacht, meine Plaene fuer dich sind gut und ich werde dich niemals vergessen."

Gott, der 2000 Jahre zuvor die Dunkelheit durchbrach, indem er seinen Sohn schickte, kam auch in die Dunkelheit meines Lebens an diesem Weihnachtstag. Ja, wenn du es nicht vorher erraten hast, dies ist meine Geschichte. Genauso wie nach meiner Bekehrung, wurde deshalb mein Leben nicht sofort leichter. Als die Wohnung nach zwei Wochen wieder zu Mieter zurueckging, meldete ich mich selbst im Jugendheim an, um weiterhin zur Schule gehen zu koennen. Dennoch veraenderte Gottes Wahrheit von dem Moment an alles. Egal was vor mir lag, ich wusste: "Er liebt mich. Er will mich. Ich moechte nur fuer ihn leben."

Jesaja 60:2 "Siehe Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Voelker. Doch ueber dir strahlt auf der Herr, und sein Herrlichkeit erscheint ueber dir."


Weihnachten allein zu verbringen ist eine schwere Sache. Denk daueber nach, ob es Menschen in deinem Bekanntenkreis gibt, die sich ueber eine Einladung zu Weihnachten freuen wuerden.